Bäretswil – Täuferhöhle – Hinwil
Wanderung vom Sonntag, 9. Juni 2024 mit Barbara Herzog. Bericht: Angelika Spanke. Fotos: Angelika Spanke und Vreni Lüchinger.
Der Blick am Morgen zum Himmel sah vielversprechender aus, als der Meteo vorhersagte. So gab es für den Bereich Schaffhausen bis weit um Hinwil hinaus eine Gewitterwarnung der Stufe 3 ab 13 Uhr. Und regnen sollte es sowieso.
Doch egal, Barbara wanderte und wir wanderten mit. So fuhren denn 14 unerschrockene Wanderinnnen und Wanderer mit Bahn und Bus nach Bäretswil. Dort gab es erst einmal Kaffee, Tee oder Schokolade und Gipfeli zur Stärkung.
Es war trocken aber schwül. Man hätte Fische in der Luft fangen können. . . .
Ein kleiner Einblick in die Vergangenheit: das ehemalige Stellwerk der UeBB (Uerikon-Bauma-Bahn) in Bäretswil, das im Jahr 1901 erbaut wurde.
Gleich zu Beginn der Tour wurde es wildromantisch, der Weg führte uns oberhalb des Aabach entlang.
Es war nach wie vor trocken. Durch Wiesen und Wälder, am Stöckweiher entlang gelangten wir zur Alten Sagi in Stockruti. 1870 wurde sie erstmal schriftlich erwähnt, bekam 1881 das Wasserrecht und gilt als letzte von einem Wasserrad angetriebene Sägerei des Zürcher Oberlandes. Sie wird heute durch einen Verein erhalten.
Die Sägerei Stockrüti, heute Alti Sagi Stockrüti, wurde 1881 erbaut und ist heute die letzte wasserradgetriebene Sägerei im Zürcher Oberland. Ihr drohender Abbruch war 1979 Anlass für die Gründung des Vereins zur Erhaltung alter Handwerks- und Industrieanlagen (VEHI), der sie 1984 wieder in Betrieb nahm. In der Stockrüti kann man den ganzen komplizierten Kraftübertragungsablauf vom Wasserrad über Holzzahnräder und Lederriemen in Bewegung erleben, wenn mit ihrer Einfach-Gattersäge ein Baumstamm zersägt wird.
Es war trocken. Immer weiter leicht bergauf, an einem Sirupbrunnen vorbei und durch wunderschöne Landschaft führte uns der Weg zum Picknickplatz unterhalb der Täuferhöhle. Hier stärkten wir uns, denn vor uns lag ein nicht ungefährlicher Teil des heutigen Wegs.
Mit neuen Kräften stiegen wir kurz durch den Wald zur Täuferhöhle hoch. Sie liegt auf 910 m unterhalb einer Nagelfluhschicht. Der Name rührt daher, dass Täufer nach der Reformation darin Schutz suchten, nachdem sie 1526 von der Zürcher Kantonsregierung mit dem Tod bedroht wurden.
Über rutschige Holztreppen schlängelte sich der Weg knappe 90m hoch steil durch den Wald nach oben – ohne Geländer und teilweise direkt am Anhang entlang. Spannend!
Es war immer noch trocken. Den Blick auf die Alpen kurz unterhalb des Allmen konnten wir leider nicht geniessen. Wolken und Nebel liessen dies nicht zu. Dafür hatten ab nun den Bachtel im Blick.
Und immer noch war es trocken. Über Girenbad wanderten wir zum Hinwiler Tobel.
Im kleinen, ländlichen Girenbad spielte sich allerdings 1942 eine traurige Geschichte ab. Joseph Schmidt, ein österreichischer Opernsänger («Ein Lied geht um die Welt») und orthodoxer Jude, der um 1930 zu den bekanntesten und beliebtesten deutschsprachigen Sängern gehörte, starb hier nach seiner Flucht über Österreich, Belgien und Frankreich und in die Schweiz. Durch die Flucht geschwächt, brach er auf offener Strasse in Zürich zusammen und wurde als sogenannter «illegaler Flüchtling» ins Auffanglager Girenbad gebracht. Seine Halsbeschwerden wurden behandelt, aber seine Herzbeschwerden ignorierte man. So starb er, einen Tag bevor er seine Arbeitserlaubnis bekam, hier in Girenbad.
Es war trocken. Der Hinwiler Tobel verwöhnte uns mit kleinen und grossen Wasserfällen und sogar einigen Kunstwerken.
In einem schönen Café nahmen wir unseren Abschlusstrunk ein und liessen bereits die Wanderung Revue passieren.
Glücklich und trocken, kamen wir schlussendlich zu Hause an. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt begann es zu gewittern und regnen.
Was waren wir doch für Glückpilze – ein wunderschöner Tag in wunderschöner Natur mit unserer erfahrenen Wanderleiterin Barbara. Danke dir für die tolle Wanderung! Und bis bald wieder.