
Waldbadekurs
Ein Bericht „Wahrnehmungsübungen zum Waldbaden“ vom 23. Mai 2025 auf dem Schaffhauser Randen von Ingrid Essig.
Das Wetter meint es gut mit uns. Es ist zum Teil etwas frisch, doch wir bleiben trocken. Der Hagelschlag vor zwei Tagen, hat seine Spuren hinterlassen, in Form von noch daliegenden Eiskügelchenhaufen und vor allem runtergeschlagenen, durchlöcherten Blättern, kleinen Ästen und Tannenschösslingen. Dank des Regens ist die Luft dafür frisch und sauber.
Mit zwei Teilnehmenden ist dieser Kurs sozusagen ein Privatanlass. Das Kennenlernen geht schnell und so tauchen wir gleich ein in den Wald – auf einem schmalen Weg schlendern wir gemütlich und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Oft hören wir nur Waldgeräusche. Der Wald ist sattgrün, eine Augenweide.

Bei der Gehmeditation wird klar: Sooo langsam zu gehen, ist gar nicht sooo einfach, aber eine neue Erfahrung, die nach dem Wahrnehmen zum Denken anregt.
Das «Waldhandy» ist eine ebenso einfache wie effektive Art, den kleinen, unscheinbaren Dingen im Wald Aufmerksamkeit zu schenken. Eingerahmt bekommen schnell übersehene Details, wie eine Flechte am Baumstamm oder ein einzelnes Blatt, die Beachtung, die ihnen gebührt. Was es da alles zu entdecken gibt – den beiden Teilnehmenden tut sich eine neue Welt auf.
Die Übung mit dem unscheinbaren Namen «Grüntöne sehen und benennen» zeigt gerade jetzt ihr wahres Potenzial. «Fifty Shades of Green» wäre eine glatte Untertreibung. Bei der Benennung der Farben darf sich die Fantasie voll entfalten … Wie wärs mit «Flatter-» oder «Melancholiegrün»? Die beiden Teilnehmenden lassen sich inspirieren!
Bei der Übung «Blitzlicht» (siehe Bild rechts) ist eine Person Fotograf/in, die andere ist die Kamera, mit Objektivschutz, bis der Auslöser gedrückt wird und es «klick» macht. Die Kamera öffnet ihre Blende bzw. ihre Augen für ein paar Sekunden, dann gehen diese wieder zu und das Bild wird verarbeitet. Fast wie bei einer herkömmlichen Kamera, nur intensiver und inniger. Ein wahrer Perspektivenwechsel.

Beim Sortieren darf der Ordnungswut freien Lauf gelassen werden. Blätter, Ästchen, Buchecker, Nadeln, Tannzapfen, Rindenstücke, Laub … – alles lässt sich sortieren, nach Form, Farbe, Grösse, Alter, Geruch … Das macht den Teilnehmenden Spass und vertreibt die Alltagsgedanken im Nu! Und da jede Person den Wald anders erlebt, Unterschiedliches anziehend findet, sich individuell bewegt im Wald, gibts die «Solozeit»: Zeit, in der ich tun kann, was ich will. Im Rahmen des Respekts gegenüber unserem grosszügigen Gastgeber.
Eine letzte Tätigkeit in der Gruppe: das Waldbild. Ohne Vorgabe entstanden. Einfach so:

Die drei Stunden gehen im Nu vorbei. Und wir fühlen uns alle
bereichert, erfrischt und entspannt. Ingrid Essig.